Mitunter werde ich gefragt – nicht von Kunden, sondern eher privat oder zufällig – ob es eigentlich politisch korrekt sei, eine Groß- oder Megayacht zu besitzen? Ich steige auf diese vorprogrammierte Diskussion eigentlich nie wirklich ein und entgegne meist, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, kann oder soll, was für seine Lebensqualität von entscheidender Bedeutung ist. Für manche Menschen kann dies ein Elektrofahrrad sein, für andere ein schönes oder schnelles Auto und für eine weitere Gruppe durchaus eine Yacht mit mehr als 20 Metern Länge. In Deutschland ist dies leider seit Jahrzehnten ein eher schwieriges Thema; leider auch „dank“ so manchem Medienhype.

Unter Yacht-Kennern (und natürlich bei den Betroffenen) sind reißerische Überschriften zu einigen Großyacht-Käufen unvergessen. Ich möchte sie hier nicht wiederholen und das Ganze erneut aufwärmen; sicher ist nur, dass solche Artikel lediglich auf steigende Vertriebszahlen und Klickraten ausgelegt waren. Denn die, eigentlich immer negative, Bewertung der Käufe ist ja eine Momentaufnahme. Wer beispielsweise titelt „DAX-Vorstand übernimmt trotz Entlassungswelle seine Yacht“, missachtet, dass eben dieser Eigner die Yacht bereits vor zwei oder drei Jahren und damit wahrscheinlich in einem anderen wirtschaftlichen Umfeld bestellt hat, da solche Produkte eine gewisse Vorlaufzeit benötigen. 

Der deutsche Verfassungsrichter Udo Steiner konstatierte beispielsweise einmal, dass die Deutschen mitunter gleichheitskrank seien. Viele (deutschsprachige) Yachteigner riegeln ihre Privatsphäre deshalb nahezu hermetisch ab. 

Ganz anders agieren hier die Amerikaner. Der Neid ist dort nicht hoffähig, sondern wird politisch eher geächtet. Denn da es – zumindest in der Theorie – jeder vom viel zitierten Tellerwäscher zum Millionär bringen kann, missgönnt der nicht so solvente Amerikaner dem Millionär seinen Reichtum nicht, sondern strebt lieber danach, selbst einer zu werden. Amerikanische Eigner gehen dem entsprechend viel offener mit ihrer Yacht um und ich erinnere mich gern an viele Begegnungen. 

Da war der New Yorker Hotelier, der abends spontan eine Jacuzzi-Party veranstaltete, der Fast-Food-Kettenbetreiber, der eine Stunde lang über alle Decks führte, weil er so stolz auf sein Asset war oder der Football-Team-Besitzer, der zu Cocktails auf das Sundeck einlud und so wunderbar darüber parlierte wie er es geschäftlich auf eben dieses Deck geschafft hatte. Dass bei manchen dieser Begegnungen auch Journalisten dabei waren, störte diese Eigner in keinster Weise, die Presse war geradezu willkommen. 

Bei Werften und Brokern sind Amerikaner eine überaus beliebte Zielgruppe. Und das liegt beileibe nicht nur an der wirtschaftlichen Fähigkeit vieler Amerikaner, sich eine Yacht zuzulegen, sondern auch an der emotionalen Bereitschaft dazu.

Darf man als reicher Mensch also eine Yacht besitzen? Wer zehn Prozent seines frei verfügbaren Kapitals dafür einsetzen kann, der sollte es sogar. Weltweit hängen an der Superyacht-Industrie rund 250 000 Jobs und dem entsprechend genauso viele Familien. Der Umsatz liegt laut der Superyacht Builders Association, dem vielleicht wichtigsten Branchenverband, bei knapp dreizehn Milliarden Euro pro Jahr. Noch nicht eingerechnet sind dabei die Summen, die Eigner, Crews und Charter-Gäste auf ihren Reisen an Land ausgeben – also in Restaurants, Häfen, Boutiquen oder simplen Souvenir-Shops. Legt eine Superyacht irgendwo an, profitiert die lokale Wirtschaft mitunter enorm. Es sind Fälle übermittelt, in denen ein Eigner Porzellan im Wert von knapp einer Million Euro quasi „im Vorbeigehen“ erwarb. Dass sich dieser Eigner – wie so einige seinesgleichen – zudem mit großen Summen für die Erforschung der Ozeane einsetzt, macht ihn nicht gerade unsympathisch. 

Yachten sind ein, wenn auch sehr spezieller, Wirtschaftszweig – und er wird wahrscheinlich noch extrem lange bestehen, bis die UHNWIs dieser Welt ein „Spielzeug“ finden, das noch luxuriöser ist. Stand heute, benötigt man dafür indes sehr viel Fantasie. Ein kleines Hotel, das zudem mobil ist, scheint gerade in diesen Zeiten sehr en vogue. Wo es versichert werden sollte, dürfte klar sein…

Ihre Sandra Ahrabian, Vorstandsvorsitzende der BAVARIA AG