Boat International veröffentlichte jüngst einen Report zu den Zahlen aus dem Global Order Book 2022 (GOB). Demzufolge erfährt der Superyacht-Sektor nun das dritte Jahr in Folge ein stabiles Wachstum – trotz Covid-19-Pandemie.
Die Zahlen aus dem GOB sprechen eine eindeutige Sprache: mit 1024 Projekten, die sich zurzeit im Bau oder im Auftrag befinden, hat sich die weltweite Auftragslage um 24,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbessert. In einer Reihe wären all diese Projekte, die zwischen jetzt und 2016 gebaut, zu Wasser gelassen und ausgeliefert werden, rund 40 Kilometer lang. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Nachfrage zwar in fast allen Superyacht-Kategorien gestiegen ist, insbesondere jedoch im Bereich unter 45 Metern – dem Kerngeschäft des Semi-Custom-Marktes. Hier bescheinigt das Global Order Book einen sagenhaften Anstieg von 30,5 Prozent. Auch wir bei der BAVARIA AG registrieren dies natürlich an der steigenden Anzahl von Anfragen und Abschlüssen aus diesem Marktsegment.
Aufgeschlüsselt nach Superyacht-Typen ist fast überall ein Wachstum zu sehen. Expeditionsyachten, Sportfischer und Segelyachten tun sich allerdings besonders hervor. So erfuhr das Explorer-Segment einen Anstieg von 33 Prozent, mit 85 Yachten, die sich zurzeit im Bau befinden. Hier lässt sich ein eindeutiger Trend zu robusteren Schiffen mit größerer Reichweite erkennen.
Der als recht unbeständig geltende Sportfischermarkt verzeichnet sogar einen Anstieg um 133 Prozent. 26 Projekte befinden sich hier im Bau oder im Auftrag – die meisten davon in den USA.
Und auch für die Segelyachten war es ein gutes Jahr, das GOB zeigt die besten Zahlen seit 2018. Mit 70 aktuellen Projekten ist dieser Markt um 18,6 Prozent größer als noch im letzten Jahr.
Über stark steigende Akzeptanz können sich allerdings Anbieter von Mehrrümpfern freuen. 43 Projekte befinden sich hier momentan im Bau oder im Auftrag, das sind 65 Prozent mehr als im Vorjahr. Laut Boat International wird sich diese Zahl im nächsten Jahr noch einmal erhöhen, da immer mehr Hersteller Mehrrumpfmodelle auf den Markt bringen.
Ein ausgesprochen positives Bild malt das Global Order Book auch, wenn man sich die Kennzahlen zu den Werften ansieht. So gab es von 2018-2019 151 aktiv arbeitende Werften – der niedrigste Wert in den letzten zehn Jahren. 2020 verzeichnete das GOB bereits wieder 186 Werften, die aktiv mit Superyachtprojekten beschäftigt sind. Offenbar lockt die gestiegene Nachfrage und die Auslastung der etablierten Werften neue Akteure in die Branche. Interessanterweise arbeiten nur 69 der 186 aktiven Werften an Einzelprojekten. Der Großteil hat demnach mehr als eine Superyacht parallel im Bau – ein Zeichen dafür, dass der Sektor allgemein stärker geworden ist und für die betreffenden Werften eine willkommene Sicherheit durch mehrere Einnahmequellen.
Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang natürlich die Frage: Welche Werft hat das Jahr über am besten performt – wer ist der ‚Biggest Player‘? An der Spitze steht hier, wie schon im letzten Jahr, Azimut-Benetti. Die Italiener können ganze 128 Projekte verzeichnen, 28 mehr als im Vorjahr. Aneinandergereiht hätten diese Schiffe eine Länge von 4,6 Kilometern, was einer Steigerung der Gesamtlänge des Herstellers um 30,7 Prozent entspricht. Den zweiten Platz holt sich erneut Sanlorenzo mit 117 Projekten. Mit 4,1 Kilometern Gesamtlänge steht die ebenfalls in Italien operierende Werft nur knapp hinter Azimut-Benetti. An dritter Stelle steht die taiwanesische Werft Ocean Alexander, die damit Feadship, den bisherigen dritten Platz aus den Niederlanden, auf den vierten Platz verdrängt.
Ein solches Ranking lässt sich auch auf die Länder übertragen, in denen die meisten Superyachten gebaut werden. Hier rangiert Italien an erster Stelle, dicht gefolgt von den Niederlanden und der Türkei. Länder, in denen hauptsächlich Semi-Custom-Serien hergestellt werden wie Italien, Taiwan und UK, konnten mit einem Zuwachs von rund 20 Prozent und mehr in diesem Jahr am meisten an Boden gewinnen. Auch die USA konnte seit Jahren erstmals wieder ein Wachstum verbuchen.
Am beeindruckendsten an diesem allgemeinen Wachstum der Auftragsbücher ist aber die riesige Anzahl an im Voraus verkauften Booten; Für das kommende Jahr 2022 sind die Bestände bereits verkauft. Auch für 2023 sind die meisten Boote bereits weg und an der Semi-Custom-Front schielt man bereits auf das Jahr 2024. Außerdem: Die Zahl der Boote, die ohne Eigner gebaut werden – die sogenannte spekulative Produktion – ist stark gesunken.
Das bringt allerdings auch eine Herausforderung mit sich. Ein so rasantes Wachstum der Branche erfordert auch eine Menge qualifizierter Arbeitskräfte, die in einer Nischenbranche wie dem Superyachtsektor nicht leicht zu finden sind. Darüber hinaus müssen Kunden aufgrund der schieren Anzahl verkaufter Projekte und der momentan häufig auftretenden Lieferverzögerungen bei Rohstoffen und Materialien mit Verzögerungen im Bau rechnen. Und auch die Preise werden in den kommenden Jahren steigen – die Kosten für viele Materialien sind bereits in diesem Jahr in die Höhe geschnellt und diese Entwicklung wird sich wohl fortsetzen. Dennoch: Yachting liegt stark im Trend, der Rückzug an Bord ist gefragt wie nie. Schauen Sie auch auf unseren „Marktplatz Yacht“ hier auf der Homepage. Unsere Partner stellen dort immer wieder neue Angebote ein, zahllose Transaktionen sind darüber schon angebahnt worden.

Sandra Ahrabian
Vorstandsvorsitzende BAVARIA AG